Gespräch mit Hans Rainer Sepp ****************************************************************************************** * Gespräch mit Hans Rainer Sepp ****************************************************************************************** Interview mit Hans Rainer Sepp über seine Lehrtätigkeit und einige Forschungsprojekte an u seine philosophische Arbeit und auch seine wissenschaftliche Pläne. Hans Rainer Sepp arbeitet vor allem in diesen Gebieten: Phänomenologie, Ethik, Ästhetik, I Philosophie, Philosophische Anthropologie. Nach Untersuchungen zu den praktisch-ethischen der phänomenologischen Veränderung des Weltbezugs am Beispiel des Problems der Grenze, der und des Lebensbegriffs beschäftigt sich Sepp vor allem mit dem Konzept einer „Philosophisc Forschung“ und mit einer auf der Grundlage einer erneuerten Phänomenologie der Leiblichkei „Oikophilosophie“. Herr Sepp, könnten Sie bitte den Bereich Ihres wissenschaftlichen Interesses beschreiben? In den letzten Jahren befasse ich mich schwerpunktmäßig mit der Ausarbeitung einer ‚oikolo Philosophie’ (von griech. oikos, ‚Haus’). Dabei geht es darum, die Bedingungen aufzuzeigen menschliche Existenz aufgrund ihrer leiblichen Organisation sich in Welt verortet, in ihr und in Bereiche von Gesellschaft und Natur verändernd einzugreifen vermag. Oikologie bezie nicht auf die philosophische Beurteilung von Handlungen selbst, etwa im Rahmen einer Ethik nicht faktische Transformationsprozesse wie die Kulturwissenschaften, sondern ihr Ort lieg Ethik z. B. der Ökonomie oder Ökologie und vor kulturwissenschaftlichen Analysen. Kulturwi Untersuchungen können jedoch Material für oikologische Fragestellungen bereitstellen, wie Oikologie nur im interdisziplinären Austausch zu verwirklichen ist. In den letzten vier Semestern habe ich versucht, den Grundriss einer solchen Oikologie zu das Thema bleibt aber weiterhin Aufgabe für mich. In den kommenden Semestern wende ich mic der Erschließung des philosophischen Gehalts von Artefakten und Fragen der Interkulturelle zu. Daneben konzentriere ich mich auf die Zeit des europäischen Denkens zwischen 1400 und zwar im Kontext der oikologischen Frage, wie die Entstehung der modernen Wissenschaften ni Mantik (‚Seherkunst’), sondern auch mit Magie zusammenhängt und inwiefern Mantik und Magie Naturwissenschaften bis heute immanent ist. An der Fakultät für Geisteswissenschaften arbeiten Sie schon seit vielen Jahren, erinnern Sie an unserer Fakultät gekommen sind? Das war im Jahr 2004. Ich kam an die Fakultät auf Initiative von Karel Novotný und Jan Sok Seminar gab ich hier im Frühjahr 2005 gemeinsam mit Karel Novotný. Davor war ich am Center Study (CTS) und hatte am Aufbau des Centrum fenomenologických bádání (CFB) mitgewirkt. Dor mit Ladislav Benyovszky, unserem gegenwärtigen Dekan, das erste Mal zusammen, als es um di der zukünftigen Organisation des Zentrums für Phänomenologie ging. Es ist sehr erfreulich, an unserer Fakultät unter der Leitung von Aleš Novák das Zentrum für phänomenologische For "http://fenomenologie.eu/"] neu entstehen konnte. Meinen Sie, dass unsere Fakultät während dieser Jahre in irgendwelcher Weise verändert hat Meinung nach eher positive oder negative Veränderungen?Das kann ich nur aus meiner sehr be Perspektive beantworten. Ein wichtiger Schritt war gewiss die Bereitschaft der Fakultät, a der Europäischen Union geförderten Projekt „Deutsche und französische Philosophie [ URL "h www.fhs.cuni.cz/europhilosophie/"] “ teilzunehmen, das 2007 begann und von Karel Novotný g Novotný ist es auch zu verdanken, dass die FHS an diesem Verbundprojekt beteiligt ist, das Studierende aus vielen Ländern anzieht. Eine Konsequenz davon war die Einführung eines deu Master- und Promotionsprogramms im selben thematischen Bereich. Dafür, dass dies zustande Kolleginnen und Kollegen, und allen voran dem Dekan Ladislav Benyovszky, zu großem Dank ve Neben Ihrer Lehrtätigkeit nehmen Sie auch an der wissenschaftlichen Arbeit teil. In welche Forschungsprojekten engagieren Sie sich in der letzten Zeit? Mit Karel Novotný leite ich seit 2010 das Forschungsprojekt „Philosophical Investigations Experiences: Transdisciplinary Perspectives“, das von GACR gefördert und an unserer Fakult der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik durchgeführt wird. Daneben habe ehrenamtliche Funktion des Direktors des Eugen Fink-Archivs in Freiburg und bin mitverantw Herausgabe von Finks Gesammelten Werken; ich fungiere auch als Vorsitzender des Internatio Münchner Phänomenologie und der Zen-Akademie Freiburg. Hinzu kommt die Herausgabe von fünf zur Philosophie. Speziell für begabte Studierende im Masterstudiengang habe ich eine Junio gegründet, die libri virides. Die Reihe erscheint in einem Verlag, der keinen Zuschuss zu verlangt (www.bautz.de [ URL "http://www.bautz.de/"] ), und man kann auf Deutsch und auf E publizieren. Ich möchte alle Studierenden, die ein interessantes Publikationsprojekt haben einladen, sich bei mir zu melden. Neben Engagement an der Fakultät für Geisteswissenschaften sind Sie auch Direktor des Mitt Instituts für Philosophie in Prag (Central-European Institute of Philosophy), das ein geme von Karls-Universität Prag und der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik zwei Institutionen irgendwelche Zusammenprojekte? Das Středoevropský institut pro filosofii [ URL "http://www.sif-praha.cz/"] (SIF) leite ic mit Karel Novotný. Das gegenwärtige Hauptvorhaben ist das erwähnte GACR-Projekt, an dem au Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler teilnehmen. Meine gesamte Arbeit, einsc Editionstätigkeit, firmiert unter dem Institut und damit unserer Fakultät, da ich nur an d und meine Tätigkeit am SIF somit in vollem Ausmaß unserer Fakultät zugute kommt. An unserer Fakultät sind Sie Garant des Studienprogramms [ URL "http://fhs.cuni.cz/FHSENG- Philosophie, Studiengang Deutsche und französische Philosophie in Europa (Europhilosophie) fhs.cuni.cz/FHSENG-441.html"] , der nicht nur Masterstudium, aber auch Doktorstudium in ts auch in deutscher und französischer Sprache bietet. Haben Sie in diesen fremdsprachigen St tschechische oder ausländische Studierende? Wie bewerten Sie diese Situation? Da das Programm erst 2012 begonnen hat, stehen wir erst am Anfang, und die Zahl der einges Studenten ist noch niedrig. Im Masterstudiengang überwiegt die Zahl der tschechischen Stud aber im Promotionsstudiengang. Dort betreue ich gegenwärtig acht Personen, zwei weitere sc diesem Jahr ab. Sie kommen aus Mexiko, China, Japan, dem Iran, aus Frankreich, Deutschland aber leider sind darunter bisher noch keine Studierenden aus der Tschechischen Republik. W wünschen würde, wäre eine insgesamt größere Beteiligung der tschechischen Studentinnen und Für wen Ihrer Meinung nach sind diese Studienangebote geeignet? Ein Interesse an Philosophie und eine Begabung, sich mit philosophischen Fragestellungen z sind natürlich die allgemeine Voraussetzung. In der thematischen Ausrichtung ist das Progr offen. Ich mache in den letzten Jahren immer wieder die Erfahrung, dass zunehmend mehr jun fächerübergreifenden Fragestellungen interessiert sind, also gern interdisziplinär arbeite dass sich danach auch unser Studienangebot ausrichten sollte. Eigentlich entspricht dies j Profil der Fakultät selbst, das interdisziplinär im Bereich der Humanwissenschaften organi Haben Sie irgendwelche Kommunikationsprobleme mit Ihrer Studenten oder Kollegen an unserer Fremdsprachen sprechen Sie? An tschechischen Bildungseinrichtungen habe ich stets sehr positive Erfahrungen gemacht, s Kontakt mit Studierenden wie mit Kolleginnen und Kollegen betrifft. Ich schätze es besonde in der Tschechischen Republik mit Recht erwartet, dass Betreuer von Arbeiten, gleich, ob e Masterarbeiten oder Dissertationen sind, der individuellen Diskussion mit den Studierenden widmen. Auf diese Weise entstehen Missverständnisse meist erst gar nicht oder können frühz werden. Und wenn es um konkrete Sprachprobleme geht, hilft dann meist das Englische. Könnten Sie bitte ein oder mehrere Bücher nennen, die Sie in der letzten Zeit gelesen habe Sie sehr interessant waren? 1. The Teotihuacan Trinity. The Socialpolitical Structure of an Ancient Mesoamerican City Headrick (Austin: University of Texas Press 2007). Dies ist der erste Versuch, eine auf so Material basierende Gesamtdeutung der gesellschaftlichen Struktur der frühen mexikanischen von Teotihuacan vorzunehmen, die – mit Ausnahmen von einigen wenigen erhaltenen, aber bis entschlüsselten Glyphen – keine Schriftzeugnisse hinterlassen hat und deren Sprache wir ni 2. The Undying Lamp of Zen: The Testament of Zen Master Torei [Shumon mujintoron] in der Ü Thomas Cleary (Boston/London 2010). Torei Enji war Schüler des berühmten Hakuin aus der Ri und lebte im Japan des 18. Jahrhunderts. Dieses Buch ist insofern bemerkenswert, weil hier und prominenter Vertreter des japanischen Zen-Buddhismus das Unmögliche versucht: nämlich beschreiben, was eigentlich nicht in Worte zu fassen ist – die Praxis des Zen. Welche pädagogische oder wissenschaftliche Pläne haben Sie in Zukunft? In erster Linie möchte ich dabei mitwirken, dass Studierende an unserer Fakultät auch fäch Themen behandeln können, und ihre Kreativität für eigene, besondere Ansätze fördern. Was m philosophische Arbeit betrifft, wird es vor allem darum gehen, das genannte Projekt einer fortzusetzen. Neben einigen editorischen Arbeiten wird die Trilogie zur Phänomenologie der ein Band erschienen und ein weiterer in Vorbereitung ist, abzuschließen sein. Auch eine Mo die Perspektive aus leibtheoretischer Sicht sowie eine Monographie zu Nietzsche und ein – Buchprojekt zum Marquis de Sade stehen für die nächste Zeit auf dem Programm. Was würden Sie der Fakultät für Geisteswissenschaften und sich selbst an dieser Fakultät w Dass wir die eröffneten Wege mit Energie und Ausdauer weiter beschreiten und dafür Sorge t unsere Studentinnen und Studenten die Fakultät wieder verlassen, sie sagen können, es hat hier gewesen zu sein. Herr Sepp, ich danke Ihnen für dieses Gespräch. Kateřina Tourková 20. 8. 2013